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Geschichte


Geschichtliches

Vermutlich ist der Ursprung Hüddessums germanisch, er findet jedoch erstmalig Erwähnung in einer Urkunde aus dem Jahre 1204 unter dem Namen Hoddessen, in der eine jährliche Abgabe in Höhe von 10 Schillingen an das Michaeliskloster in Hildesheim festgelegt ist. 1255 löst Bischof Heinrich die Vogtei Hüddessum vom Kloster ein.

Aus dem Jahre 1297 ist Heinrich von Hüddessum als Ratsherr von Hildesheim bekannt. Dieser und auch später genannte von Hüddessumer, die als Stiftsherren, Domdechanten, Stadtkämmerer oder Gewandschneider bekannt waren, könnten darauf schließen lassen, dass es im mittelalterlichen Hüddessum ein Bürgergeschlecht gegeben hat. Auch im Rahmen eines Schuldvertrages taucht dieser Name auf, als im Jahre 1369 Bertholdes von Hüddessum als Zeuge aufgeführt wird und zur Beglaubigung sein Siegel der Urkunde hinzufügt. Pergamentbrief und Siegel werden bis heute im Staatsarchiv zu Hannover aufbewahrt, das Siegel nahmen sich die Hüddesumer als Vorlage für ihr Dorfwappen. Es zeigt sechs gleichseitige flache und übereinanderliegende Rauten in Rot und Gold, die sich harmonisch um eine Längsachse gruppieren und den Schild in gleiche Hälften und die Rauten in gleiche Dreiecke aufteilt.

Von den Höfen des ursprünglich landwirtschaftlich geprägten Ortes werden heute nur noch wenige bewirtschaftet. Der Großteil der hier lebenden Menschen geht beruflichen Tätigkeiten außerhalb Hüddessums im Raum Hildesheim, Salzgitter und Hannover nach und erreicht diese Städte über die Bundesstraßen 494 oder 1 sowie über die nahegelegene Autobahn 7. Einige handwerkliche Betriebe wie zum Beispiel eine Tischlerei und eine Schlosserei sind jedoch ansässig. Außerdem hat ein über die Grenzen des Ortes hinaus bekannter Pferdezuchtbetrieb hier seinen Sitz.

Mit etwa 430 Bewohnern ist Hüddessum heute das kleinste Dorf der Gemeinde Harsum.


Historische Baulichkeiten

St.-Matthias-Kirche

Zu finden: Matthiasstraße 30

Die katholische St.-Matthias-Kirche wurde in den Jahren 1748/49 mit Unterstützung des Hildesheimer Domherren Theodor von Westrem errichtet, dessen Name in der Stiftungsinschrift über dem Kirchenportal zu lesen ist. Die Zugehörigkeit Hüddesums zum Stift Hildesheim schon im Mittelalter lässt aber mit Sicherheit darauf schließen, dass Hüddessum schon weit früher über eine Kapelle verfügte, obwohl es schon immer zum Archediakonat Borsum gehört hat.

Die heutige einschiffige Kirche war das erste Gotteshaus im Bistum Hildesheim, das im 18. Jahrhundert den Heiligen Matthias als Patron erhielt. Der Kirchenbau wurde aus Kollekten der Pfarrgemeinde finanziert und vom Baumeister Andreas Bayer aus Borsum für 1854 Reichstaler errichtet, im Jahre 1898 wurde ein Sakristeianbau im Osten angefügt.

Der Eintritt in die Barockkirche erfolgt im Westen durch ein repräsentatives Kirchenportal, über dem in einer Nische die Figur des Kirchenpatrons zu sehen ist.

Im Inneren fällt zunächst das neugotische Altarretabel ins Auge, in dessen mittlerem Bild die Gottesmutter mit Kind, zu ihrer Linken der Heilige Matthias und zu ihrer Rechten ein heiliger Bischof (vermutlich der Borsumer Pfarrpatron St. Martin) dargestellt sind.

Außerdem überrascht die kleine Kirche mit zwei schönen barocken Deckengemälden. Über dem Altar sehen wir die Krönung Mariens durch die Dreifaltigkeit, über dem Kirchenschiff eine Darstellung der Himmelfahrt Mariens.

An der Südseite der Kirche ist eine recht voluminöse geschnitzte Pieta zu sehen. Diese Figur stand bis zum Jahr 2001 auf dem Bildstein an der Kreuzung Adlumer Straße/Am Stapel und fand aus konservatorischen Gründen hier ihren neuen Platz.

Ebenfalls erhalten hat sich im nördlichen Teil der Kirche unter der Orgelempore eine Prozessionsmadonna, die bis 1960 an den drei Bitttagen vor Chisti Himmefahrt um beziehungsweise durch das Dorf und um die Kirche getragen wurde. Seit 1994 steht die Tragemadonna geschützt in einer gläsernen Vitrine.

Altes Schulhaus

Zu finden: Matthiasstraße 30

Das erste Schulhaus von Hüddessum wurde unmittelbar nach Fertigstellung der Kirche errichtet. Für den Bau des eingeschossigen Fachwerkgebäudes fielen damals 684 Reichstaler an. Die Hüddessumer Kinder wurden bis 1950 im einzigen Schulzimmer im Erdgeschoss unterrichtet, im Dachgeschoss befanden sich die Wohnräume des Lehrers. Aber auch Kinder aus Machtsum wurden hier beschult. So kamen im Jahre 1872  54 der insgesamt 80 Schulkinder aus dem Nachbarort. Das Schulhaus ist bis heute im Besitz der Kirchengemeinde und wird nun als Pfarrheim genutzt.

An der östlichen Stirnseite des ehemaligen Schulzimmers und heutigen Pfarrsaals hängen Fragmente aus dem ehemaligen Kanzelkorb der Kirche. Nach dem Abbau der Kanzel lagen diese über mehrere Jahrzehnte unbeachtet auf dem Dachboden des Schulhauses und sind nun wieder zu betrachten.

Zweite Schule, heute Dorfgemeinschaftshaus

Zu finden: Matthiasstraße

Als nach dem 2. Weltkrieg durch den Zuzug vertriebener Familien die Zahl der Kinder in Hüddessum deutlich anstieg, reichten die Räumlichkeiten der alten Dorfschule für den Unterricht nicht mehr aus. Ab 1951 wurde die Kinder nun in zwei Klassenräumen der neuen Schule in der Mattiasstraße unterrichtet. Auch die zwei Lehrkräfte zogen in Wohnungen im Dachgeschoß der neuen Schule um.

Der Unterricht fand bis 1974 in dieser Schule statt, seitdem gehen die Kinder Hüddessums zur Grundschule nach Borsum und das zweite Schulgebäude des Ortes wurde zum Dorfgemeinschaftshaus umgebaut.

Ein kürzlich instandgesetztes Graffitibild an der Nordseite des Gebäudes zeigt noch heute eine Darstellung der in der Nachkriegszeit ansässigen Berufe des Dorfes Hüddessum.

Alte Tischlerwerkstatt

Zu finden: Messestraße, Dorfplatz am Stein

Am Dorfplatz in der Messestraße, zu erkennen auch an einem großen Stein mit dem Hüddessumer Dorfwappen und daher von den Dorfbewohnern kurz Am Stein genannt, kann man dieses besonders schöne Fachwerkhaus aus dem Jahre 1731 bewundern. Dieses Gebäude war über Generationen Wohnhaus und Werkstatt einen Tischlerfamilie. Die alten Maschinen sind bis heute erhalten geblieben und können noch immer in Betrieb genommen werden. Heute ist das Haus im Besitz eines Orgelbauers und seiner Frau, die das alte Haus mit Liebe instandhalten und nicht nur stolz auf ihr Zuhause, sondern auch auf die prächtige Kletterrose sind, die sich direkt neben der Haustür an der Fachwerkfassade emporrankt und diese mit ihren zahllosen Blüten schmückt.

Darüber hinaus fallen das Bauernhaus gegenüber der Kirche aus dem Jahre 1836, der Fachwerkhof der Familie Aue in der Straße Zum Stapel und der Hof Ernst in der Machtsumer Straße im Hüddessumer Dorfbild auf, außerdem das kleine Feuerwehrhaus aus dem Jahre 1902 In der Delle gegenüber dem Hüddessumer Spielplatz.


Spuren von historischen Produktionsstätten

Schmiede

Zu finden: Messestraße 18

Im Haus Messestraße 18, in dem schon in der Vergangenheit ein Schmied seiner Arbeit nachging, befinden sich auch noch heute eine Schlosserei und Metallbaumeisterei. Erhalten geblieben ist die nach wie vor funktionsfähige alte Esse.

Altes Getreidelager

Zu finden: Am Ortsausgang nach Adlum

Am Dorfausgang Richtung Adlum befand sich der Umschlagplatz für Getreide aus Hüddessum und den umliegenden Dörfern mit direktem Anschluss an die Peiner Kreiseisenbahn, die am 1. Oktober 1897 über eine Strecke von 31,4 Kilometer zwischen Hildesheim und Hämelerwald in Betrieb genommen wurde. Die letzte Fahrt der im Volksmund Kreis- und Bogenbahn genannten Eisenbahn fand am 26. September 1964 statt. Die Gleisanlagen wurden ein Jahr später abgebrochen und in Hüddessum erinnern nur noch die Reste einer Brücke und ein mit Bäumen und Sträuchern bepflanzter Wall an den Verlauf dieser Strecke. Auch der alte Getreidespeicher ist heute nur noch in Ansätzen als solcher zu erkennen, hat sich aber zu einem schmucken Wohnhaus mit schönem Garten gewandelt.

Hogesmühle

Zu finden: An der K204 zwischen Hüddessum und Borsum

Folgt man der K204 von Hüddessum Richtung Borsum, fällt am höchsten Punkt der Strecke direkt an der Straße der Gebäudekomplex der ehemaligen Hogesmühle Hüddessum auf. Bis zum Jahre 1926 hat hier eine Bockwindmühle mit Wohnhaus gestanden, die vom Müller Christoph Lauenstein und seiner Familie seit Anfang des 19. Jahrhunderts betrieben und bewohnt wurden. Nachdem die Bockwindmühle bei einem Feuer im April des Jahres 1839 niederbrannte, wurde sie schon wenige Monate später wieder in Betrieb genommen. Einige Jahre später wechselte sie ihren Besitzer und wurde schließlich 1926 abgerissen und durch eine Motormühle ersetzt. Nach dem 2. Weltkrieg wurde die Hogesmühle durch den Bau eines Getreidesilos und Futtermittellagers und später durch eine Windkraftanlage erweitert. Diese Gebäude sind bis heute erhalten geblieben, die Mühle stellte allerdings im Jahre 1985 ihren Betrieb ein, die Schließung des Landhandels erfolgte 1990.